KI und Bildung

Im Herbst 2024 sprach ich in Basel zum Thema KI und Bildung. Ausgehend von der Funktionsweise der Technologie (inkl. o1) und den Anwendungsmöglichkeiten (etwa Erstellen und Zusammenfassen von Inhalt oder als persönlicher Tutor) sind dies meine 5 Thesen:
1. Mit besseren Werkzeugen kommen wir weiter im Leben: grundlegende Fähigkeiten werden jedoch ohne sie erlernt (z.B. Rechnen, was das Abschätzen von Quantitäten lehrt; oder Sprache, die das klare Denken schult). KI ist also eine sehr positive Entwicklung, aber lernen muss man erstmal selber, was anstrengend, aber notwendig ist.
2. Der alte „Kanon“ bleibt: insbesondere Sprachfähigkeit wird immer wichtiger (nun sogar als Benutzerinterface zum Computer!). Wie man am Prompt-Engineering Round Table von Anthropic dieser Tage sah, nutzt etwa generative KI dem Menschen nur in dem Masse, wie er die eigenen Gedanken präzise, kompakt, vollständig und adressatengerecht formulieren kann. Eine Fähigkeit, die auch sonst im Leben hilfreich ist.
3. Kompetenzorientierung allein reicht nicht: Moralische (Charakter-) Bildung tut Not in Zeiten extrem gesteigerter Möglichkeiten (inkl. Ethik, Philosophie, Religion, Wissen um den Wert des Menschen). Denn die krassen Möglichkeiten der neuen Werkzeuge brauchen unser bestes Selbst, um gut mit ihnen umzugehen (weder selbstgefällig-faul noch von den Fähigkeiten der Maschine eingeschüchtert). Das braucht mehr als die Kompetenz, gute Erwerbsarbeit leisten zu können.
4. Technikverständnis ist für Alle: Funktions- und Wirkprinzipien der Technologie sind enorm wichtig, um die immer neuen „Durchbrüche“ nicht magisch zu verstehen, sondern Möglichkeiten und Begrenzungen realistisch einzuschätzen und für sich nutzbar zu machen.
5. Fake von Handarbeit unterscheiden wird zunehmend schwierig: Mündliche Gespräche statt schriftlicher Arbeiten/Abgaben heisst daher die Devise im Unterrichts-Kontext. Im gesellschaftlichen Sinn wird es dazu führen, dass persönliche Beziehungen wieder Vorrang bekommen vor Online-Funden (denn wer lässt sich schon gerne von Fake News veräppeln).
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